Friedensglocken bringen Menschen zusammen

Bericht von Pavel Jerabek auf >>drs.de

Delegation aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart reist ins Bistum Ostrau-Troppau nach Tschechien.

Ein „großer Triumph des Friedens über Unrecht und Krieg“ ist nach den Worten des Rottenburg-Stuttgarter Weihbischofs Dr. Gerhard Schneider die Rückkehr von fünf Kirchenglocken, die während des Zweiten Weltkriegs für Rüstungszwecke abgehängt worden sind. Diese Glocken, die fortan als Friedensglocken erklingen, „stehen für das Gegenteil, was die Nationalsozialisten wollten: Sie stehen nicht für Krieg, sondern für Frieden; sie stehen nicht für Hass, sondern für den gemeinsamen christlichen Glauben vieler Völker; sie bringen die Menschen in Tschechien und Deutschland nicht auseinander, sondern zusammen – was für eine wunderbare Wendung“, sagte Schneider bei einem Pontifikalamt, das der Bischof von Ostrava-Opava (Ostrau-Troppau), Martin David, mit Vertreterinnen und Vertretern aller zehn beteiligter Kirchengemeinden feierte.

Alle Glocken dokumentiert

Die Reise von Christen aus Beimerstetten (Alb-Donau-Kreis), Hemmingen (Landkreis Ludwigsburg), Roigheim (Landkreis Heilbronn), Schwenningen (Landkreis Villingen-Schwenningen) und Tübingen-Lustnau in die Tschechische Republik fand im Rahmen des von Bischof em. Dr. Gebhard Fürst initiierten Projekts „Friedensglocken für Europa“ statt. Dabei geht es um die sogenannten „Leihglocken", die im Zweiten Weltkrieg zu tausenden aus den deutschen Ostgebieten zur Rüstungsproduktion nach Westen verbracht wurden; durch das Kriegsende entgingen dort aber einige der geplanten Einschmelzung und kamen in den fünfziger Jahren in neu entstandene Kirchengemeinden, auch im Gebiet der heutigen Diözese Rottenburg-Stuttgart. Nachdem das Team um Diözesanmusikdirektor Prof. Dr. Hans Schnieders alle noch vorhandenen Glocken dokumentiert und Kontakt mit den betroffenen Kirchengemeinden aufgenommen hatte, brachte Bischof Fürst 2021 und 2023 die ersten Glocken nach Tschechien und Polen zurück.

Symbol für Frieden

Die Rückkehr der Glocken ist Symbol für Hoffnung, Völkerverständigung und Frieden. Im Mittelpunkt der Reise vom 12. bis 15. April stand deshalb die Begegnung mit Menschen aus den Gemeinden, aus denen die Glocken stammen: Doubrava (Dombrau), Věřňovice (Willmersdorf), Třanovice (Trzanowitz), Oldřišov (Odersch) und Třebom (Thröm). Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und mit vielen emotionalen Momenten bereiteten tschechische Kirchengemeinden ihren Gästen und ihrer Glocke einen herzlichen Empfang und ein festliches „Ahoj“, wie ein vertrauter Gruß im Tschechischen lautet.

Älteste Zeitzeugin des Ortes

Bewegt schilderte etwa Helmut Šafarčík seine Erinnerungen an das Abhängen der Kirchenglocken in seiner Heimatgemeinde Oldřišov (Odersch) am 18. April 1942: Sein Großvater habe sich bei den deutschen Soldaten erfolgreich dafür eingesetzt, die 586 Kilogramm schwere Glocke nicht einfach vom Kirchturm zu werfen, sondern vorsichtig herunterzulassen –  man könne ja nie wissen, ob sie nicht doch eines Tages zurückkehre, habe er gesagt. Was sonst kaum jemand für möglich gehalten hätte, ist eingetreten, so dass Pfarrer Petr Knapek die 101-jährige Marie Halfarová als älteste Zeitzeugin des Ortes zu der an einem Holzgestell in der Kirche aufgehängte Glocke führen konnte. „Es ist mir eine große Ehre, heute hier sein zu dürfen und die Glocke mit einem Hämmerchen anzuschlagen“, sagte die rüstige Dame, für die die Glocke einst zur Taufe, zur Erstkommunion und Firmung und auch zur Hochzeit geläutet hatte, bevor sie weggenommen wurde. Jetzt, nach so langer Zeit, läute die heimgekehrte Glocke umso schöner, fand sie. Wie in Oldřišov (Odersch) erinnert künftig auch in Doubrava (Dombrau), Věřňovice (Willmersdorf), Třanovice (Trzanowitz) und Třebom (Thröm) eine Gedenktafel an die Geschichte der „Friedensglocken für Europa“ und hält die Mahnung zum Frieden wach.

Freundschaftliche Kontakte

Von ihren Glocken nochmals Abschied genommen haben bei der Begegnungsreise die Vertreterinnen und Vertreter der Kirchengemeinden aus Württemberg. Mit Wehmut, aber auch Freude habe man die Glocke zurückgegeben, sagte Anette Matrei aus Aichtal-Grötzingen, das 2021 in dem Projekt „Friedensglocken für Europa“ durch die erste Rückführung eine Pionierrolle eingenommen hatte und nun über freundschaftliche Kontakte nach Píšt‘ (Sandau) verfügt. Solche bahnen sich auch zwischen Roigheim und Třanovice (Trzanowitz) an: „Unser Wunsch ist es, dass es weitere Besuche zwischen unseren Gemeinden gibt“, sagte Wolfgang Kalb, Mitglied des Kirchengemeinderats. Eine vierköpfige Gruppe verbrachte einen ganzen Tag in der Partnergemeinde.

„Wer hätte gedacht, dass die Geschichte dieser Glocken ein so gutes und gesegnetes Ende findet“, resümierte Weihbischof Schneider am Ende der Begegnungsreise, die weiter Schule machen soll. Auch für den Ostrauer Bischof Martin David gibt es vor dem Hintergrund jüngster Kriege – auch in Europa – keine Alternative zur Versöhnung und zu einem gemeinsamen Weg: „Möge uns der Klang der Friedensglocken daran erinnern, dass wir Träger des Friedens in der Welt sein sollen“, sagte er im Rahmen einer Begegnung zwischen deutschen und tschechischen Christinnen und Christen in Opava (Troppau). „Möge unser Herz mit dem Frieden Christi wie eine Glocke erklingen.“

 

Im YouTube-Video der Diözese sind weitere Eindrücke der Reise im Bewegtbild festgehalten. >> zum Video "Heimkehr nach 80 Jahren"

Friedensglocken zurückgebracht

Eine unserer Grötzinger Kirchenglocken wurde im Juni 2023 mit Bischof Fürst und Ministerpräsident Winfried Kretschann auf einer Polenreise wieder zu ihrer ursprünglichen Kirchengemeinde zurückgebracht. Aus unserer Kirchengemeinde waren Erika und Waldemar Schneider und Pfarrer Volker Weber dabei.

>>zum Bericht der Diözese

>>zum Video der Diözese

"Wenn schwere Last in Schwingung kommt"

Friedensglocken für Europa – auf dem Weg zur Versöhnung

Haben Sie gewusst, dass seit 1955 mit der Erbauung der Grötzinger Pfarrkirche „Maria Hilfe der Christen“ zwei Glocken in unserem Kirchturm läuten, die uns gar nicht gehören? Die, wie 100.000 andere Bronzeglocken, Opfer des Zweiten Weltkrieges wurden? Von den Nazis entwendet, um zu Kriegsmaterial umgeschmolzen zu werden?

Unsere beiden Glocken hat das Kriegsende vor diesem düsteren Schicksal bewahrt. GOTTSEIDANK! Zwar konnten sie ihrer Bestimmung als Kirchenglocken wieder zugeführt, nicht aber an den ursprünglichen Ort, dort, wo sie entwendet wurden, zurückgebracht werden. Europa hatte sich nach dem Krieg politisch neu aufgeteilt. So kam es, dass eine Glocke aus dem polnischen Frombork und eine aus dem tschechischen Pist zu uns kamen. 67 Jahre lang haben beide Glocken ihren Dienst in unserer Kirchengemeinde treu geleistet und uns mit ihrem Läuten Sicherheit, Vertrauen, Trost, Freude und spirituelle Besinnung geschenkt.

Vor 10 Jahren hat uns die Diözese Rottenburg erstmals von den „wahren Gegebenheiten“ in unserem Glockenturm berichtet. Seither beschäftigte das Thema „Glocken“ unseren leitenden Pfarrer Volker Weber und die Kirchengemeinderäte in vielen Sitzungen. Informationsfülle und etliche Kursänderungen aus Rottenburg wollten bearbeitet werden. Unser wesentlicher Handlungsimpuls über all die Jahre ist darin zu sehen, dass wir aus tiefer Betroffenheit heraus, bereit und guten Willens waren, das Beste und Sinnvollste für alle Beteiligten anzustreben: am Morgen des 22.09.2021 wurden die mehrere Hundert Jahre alten Glocken aus Polen und Tschechien ganz behutsam vom Glockenstuhl abgehängt und wie rohe Eier aus luftiger Höhe mit einem Kran auf die Erde befördert. Den interessierten Zuschauern stockte bei dem Spektakel der Atem – kann das gut gehen? Doch die Profis der Glockengießerei Bachert aus Neunkirchen sorgten dafür, dass zum Schluss beide Glocken unversehrt an je einem Holzbalken hingen, Seite an Seite mit ihrer neu gegossenen Nachfolgerin. Die eine neu gegossene Glocke wurde der Hl. Edith Stein gewidmet und die andere Maria Friedenskönigin/Schutzmantelmadonna.

Bis zur Glockenweihe wurden alle 4 Glocken in der Kirche verwahrt. Alt und Neu hingen geschwisterlich nebeneinander, als 2 Frauen des Kirchengemeinderats noch am selben Tag zu ihnen in die Kirche kamen. Sie brachten frische Efeuranken mit, die sie um das Holzgebälk wanden. Dabei betrachteten und berührten sie die Glocken: „Dass ich dich einmal so nah bei mir habe, du, die du für mich läutest, seit ich hier lebe. Spuren von Jahrhunderten auf deinem stumpfgrauen Glockenleib. Schmückend ehre ich dich voller Demut, danke dir und sage Lebewohl!“  Dass ich dich, du glanzvoll Schöne so nah bei mir haben darf, um dich für deinen ersten Einsatz bei uns zu schmücken, ist mir eine große Freude und Ehre. Sei willkommen! Alle vier Glocken und auch die Kirche erhielten ein Festtagskleid aus prächtigen Blumen in den leuchtenden Farben Rot, Gelb, Blau und Weiß. Eine Blume aber in der jeweils gleichen Farbe wurde in jeden Glockenschmuck als Symbol der Verbundenheit eingebunden. Wer weiß, um welche Blume in welcher Farbe es sich handelt?  

Viele helfende Hände waren am Werk und unzählige organisatorische Aktivitäten vollbracht, um den 24.September 2021 zu einem einmaligen Festtag von historischer Bedeutung werden zu lassen. Hohe Gäste waren geladen und sollten sich bei uns wohl fühlen. Professionelle Kamera- und Fernsehteams sorgten für internationale Öffentlichkeitsarbeit und entsprechend für flirrende Aufregung. Nach und nach trafen Bischof Dr. Gebhard Fürst, Bischof Martin David aus Tschechien und Bischof Jacek Jezierski aus Polen mit ihren Begleitpersonen ein. Ich könnte an diese Stelle viele weitere Namen nennen von Menschen in hohen Ämtern, professionelle Männer und Frauen, die ihren Auftrag beherrscht haben, sei es die Kirchenmusik, bildende Kunst, Tontechnik, Projektleitung, Referatsleitung, Kunst des Glockengießens, Leitung von Kirchengemeinden und Stadtverwaltungen und manches mehr. Ich könnte aber auch schreiben:

 Der Bogen der Mitwirkenden spannte sich am Festtag vom Jüngsten, einem deutschen Ministranten bis hin zum Ältesten, einem polnischen Bischof.   Vielleicht mag ja hierin das Wesentliche zu entdecken sein, wenn es um Frieden unter den Menschen geht?   Generationen-, Nationen-, Statusübergreifend:  von Mensch zu Mensch.

In diesem Sinn waren ALLE zum Tagesausklang in ein Gasthaus eingeladen, um gemeinsam zu essen und gemütlich beisammen zu sein. So neigte sich ein erfüllter Tag seinem Ende zu.

Wie ging es mit den Glocken weiter?  Unser Pfarrer bot das anschließende Wochenende über Glockenführungen an, die gut besucht waren. Danach wurden die Glocken auf Reisen geschickt, nach Pist/St. Laurentius (persönlich überführt von unserem Bischof am 16. Oktober, dem Festtag der Hl. Hedwig, der Fürsprecherin der Völkerverständigung), nach Frombork und hoch auf unseren Glockenturm. Von dort ist jetzt ein neuer Glockenklang zu hören. Manche beschreiben ihn als nachklingender, manche als heller, andere als freundlicher. Vielleicht könnte man auch friedlicher sagen.

von Anette Matrai

Bischof Fürst über gibt die Friedensglocke der Gemeinde in Pišt

Mit einem sehr bewegenden Gottesdienst in der St. Laurentiuskirche im tschechischen Pišt ist am 16.10.2021 die Rückkehr einer 1944 von den Nazis geraubten Glocke gefeiert worden. 67 Jahre lang hatte sie in Aichtal-Grötzingen ihren Dienst getan. Bischof Dr. Gebhard Fürst wünschte in seiner Predigt, dass die 1649 gegossene Glocke mit ihrer Geschichte zu "einem Symbol der Aussöhnung und des Friedens" werde zwischen den Völkern. Zum Pontifikalamt mit ihm und seinem Kollegen Martin David war die tags zuvor im früheren Schandau eingetroffene Glocke im Chorraum ausgestellt worden; zu jeder einzelnen Fürbitte auf Tschechisch, Deutsch und Polnisch wurde sie erstmals nach 77 Jahren wieder in ihrer Heimatkirche angeschlagen. Viele vor allem ältere Menschen im Gottesdienst hatten dabei Tränen in den Augen... Die Rückgabe der Pišter Glocke stellt den Auftakt des diözesanen Projektes "Friedensglocken für Europa" dar, einer deutschlandweit einmaligen Aktion. 53 weitere Glocken aus den ehemals deutschen Ostgebieten im heutigen Polen und in Tschechien warten noch auf ihre Rückkehr in den nächsten Jahren.

--> Bericht und Video über die Rückgabe in Pist der Diözese

--> Videoausschnitt über die Rückgabe in Pist (SWR Aktuell 16.10.2021)

--> zum Bericht auf der Facebook-Seite der Diözese mit zwei Filmen

„Unrechte Geschichte zum Guten wenden“

Bischof Fürst hat zusammen mit den Bischöfen Jezierski aus Polen und David aus Tschechien das Projekt „Friedensglocken für Europa“ gestartet.

Die beiden osteuropäischen Bischöfe kommen wegen Glocken aus Kirchen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die einst in Gotteshäusern in den ehemaligen „deutschen Ostgebieten“ hingen und dort von den Nationalsozialisten entwendet wurden. Sie sollten der Kriegsmaschinerie dienen. Nur ein Fünftel dieser Glocken entging der Zerstörung und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in westdeutschen Kirchen aufgehängt. 67 Glocken kamen nach Württemberg. In der Kirche „Maria Hilfe der Christen“ in Aichtal-Grötzingen hing bislang eine Glocke aus dem polnischen Frombork und eine aus Píštʼ in Tschechien. Dass sich Glocken aus beiden Ländern in einer Kirche befinden, ist ein Unikum in der Diözese und daher wurde der Ort als Startpunkt für das Friedensprojekt gewählt, zu dem neben den Bischöfen auch weitere Vertreterinnen und Vertreter aus den beiden Ländern angereist waren. In einem feierlichen Gottesdienst wurden die historischen Glocken und ihre neu gegossenen Schwestern zu Friedensglocken geweiht.

Eine unrechte Geschichte soll sich zum Guten wenden

Ausgangspunkt für das Projekt war die Erneuerung des Geläuts des Rottenburger Doms St. Martin vor rund zehn Jahren. Damals wurde festgestellt, dass eine der Glocken aus dem heutigen Polen stammt. „Die Rottenburger Domglocke aus Gorzów Śląski ist der Vernichtung entgangen. Aber statt nach dem Krieg in ihre Heimatkirche zurückzukehren kam sie zu uns“, berichtete Bischof Fürst. „Schon 2011 wollte ich diese unrechte Geschichte unbedingt zum Guten wenden, zumal schnell klar, war, dass wir noch einige weitere Kirchenglocken aus dem heutigen Polen und Tschechien im Bistum haben.“

Ein bislang einzigartiges katholisches Friedensprojekt

Die tragische, aber auch hoffnungsvolle Geschichte der Glocken aus dem Osten ist 76 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs häufig in Vergessenheit geraten. Dabei haben die Nationalsozialisten insgesamt mehr als 100.000 Glocken beschlagnahmt, wie Projektleiter Dr. Hans Schnieders von der Diözese Rottenburg-Stuttgart erläutert: „Das Ausmaß der Glockenvernichtung ist kaum vorstellbar. Allein aus unserer Diözese sind in den Kriegsjahren 2.799 Kirchenglocken zerstört worden.“ Bei Kriegsende blieben bundesweit auf Sammellagern gerade noch etwa 16.000 Glocken erhalten, teils mit erheblichen Schäden. Die meisten wurden in den Folgejahren an ihre Heimatgemeinden zurückgegeben. Nur für rund 1.300 Glocken aus den ehemals deutschen Ostgebieten, die auf dem so genannten „Glockenfriedhof“ im Hamburger Hafen lagerten, lehnte die britische Militär-Regierung eine Freigabe ab. Sie wurden ab 1950 Kirchengemeinden im damaligen Westdeutschland zugewiesen. Schnieders hat sich auf Spurensuche dieser Glocken in der Diözese begeben und Hinweise zu deren Entstehung beispielsweise auf Inschriften entdeckt: „Sie enthalten oft Ortsnamen, Patrozinien, Stifter- oder Gießernamen, Gussorte und Gussjahre und lassen so meist sehr enge Bezüge zu den Gemeinden erkennen, für die sie ursprünglich gegossen worden sind.“

Friedensglocken stehen für Versöhnung und Begegnung

„Wenn eine Glocke in ihre ‚alte Heimat‘ zurückkehrt wird bei uns an ihrer Stelle eine neue gegossen“, erläuterte Bischof Fürst. „Die alte und die neue Glocke erhalten einen Segen, der um Frieden bittet: Wir bezeichnen sie dann als Friedensglocken, weil sie Symbole für die christliche Überzeugung der Geschwisterlichkeit aller Menschen sind und für den christlichen Glauben stehen, für den Frieden immer zuerst ein Geschenk Gottes ist.“ Die Glocken seien nun der Anlass für Begegnung und Versöhnung. „Das Projekt ‚Friedensglocken für Europa‘ ist ganz und gar kirchlich, aber mit einer großen Offenheit, einem weiten Horizont und mit dem Ziel, einen Beitrag für das menschliche Miteinander zu leisten“, so der Bischof weiter. Bei den Katholikinnen und Katholiken in der Diözese Rottenburg-Stuttgart sei das Projekt auf eine breite Zustimmung und Unterstützung gestoßen. Schließlich würden die Glocken selbst die Lokalgeschichte einer Gemeinde mit den großen historischen Vorgängen verbinden und somit würden die Kirchenglocken als Kultur- und Glaubensgut erfahrbar.

Broschüre fasst Hintergründe und Ziele zusammen

Insgesamt ist für das Projekt ein Zeitraum von sechs Jahren vorgesehen. Rund 400.000 Euro an Kosten plant die Diözese Rottenburg-Stuttgart jährlich für dessen Umsetzung ein. Eine Broschüre informiert in drei Sprachen (Deutsch, Polnisch, Tschechisch) umfassend über Hintergründe und Ziele der „Friedensglocken für Europa“. Die Publikation kann per E-Mail an afkm-glocken(at)bo.drs.de beim Projektteam des Amts für Kirchenmusik bestellt werden.

von Eva Wiedemann / DRS-Homepage

Die Weihe der Friedensglocken war ein ganz besonderes Fest für unsere Gesamtkirchengemeinde. In Wort und Bild sind unter den folgenden Links viele Eindrücke gesammelt:

--> Live-Stream-Aufnahme der Glockenweihe

--> Nachbericht zur Glockenweihe der Diözese

--> Video von der Abnahme der Glocken

--> zum Bericht bei SWR-Aktuell

--> zum Videobeitrag auf der Facebook-Seite der Diözese

Weitere Informationen zur Glockenweihe in Grötzingen und das Projekt "Friedensglocken für Europa"

Schon mehr als 10 Jahre sind die Kirchenglocken immer wieder Thema in den Sitzungen des Grötzinger Kirchengemeinderates. Immer wieder war der Sachstand ein anderer und auch die rechtliche Lage war nicht ganz einfach. Im letzten Jahr kam nun etwas mehr Bewegung in die Sache, denn unser Bischof möchte mit dem Projekt "Friedensglocken für Europa" alle in unserer Diözese befindlichen Glocken aus Weltkriegsbeständen in ihre alte Heimat zurückführen - sofern dies dort gewünscht wird. Im Blick auf die beiden Glocken in Grötzingen, die ursprünglich aus Pist/Tschechien und Frombork/Polen stammen kam grünes Licht für eine Rückführung.

So konnte sich der Kirchengemeinderat mit dem Guss von zwei neuen Glocken beschäftigen. Die Kirchengemeinde selbst hatte 1963 bereits zwei weitere Glocken gießen lassen, die dem Heiligen Josef bzw. den Heiligen Schutzengeln geweiht sind. Der Neuguss für die tschechische Glocke soll nun dasselbe Patrozinium erhalten wie unsere Kirche: Maria Hilfe der Christen. Das Bildnis der Grötzinger Schutzmantelmadonna wird ergänzt durch die deutsche und lateinische Bitte an Maria für uns zu bitten. Die aus Polen stammende Glocke wird ersetzt durch eine Glocke, die der Heiligen Edith Stein geweiht werden soll, die aus Breslau stammt, deren eigene Geschichte mit dem Zweiten Weltkrieg verbunden ist und die offiziell Patronin Europas ist. Ein Portraitbild von ihr wird ergänzt durch ein Zitat: "Wer Gott findet, der gelangt zu sich selbst und zu dem Quell des ewigen Lebens."